»Guided Tour« zum Thema Holocaust im Internet


 

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Kooperationspartner zum Thema Holocaust im Internet

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Als Teil des Projekts »Die Gesellschaft des Holocaust / The Society of the Holocaust« kann und soll das WWW als Informationsquelle genutzt werden, indem die SchülerInnen eine »Guided Tour through the Internet« entwickeln. Es geht dabei darum, im WWW dargebotene Informationen zu sammeln, zu sichten, zu bewerten und für andere so aufzubereiten, dass sie sich auf der Grundlage dieser Ergebnisse und Bewertungen leichter im Internet relevante Informationen holen können. Damit erwerben die beteiligten SchülerInnen zugleich Medien- und Internetkompetenzen (Arbeit mit dem Browser und Suchdiensten, evtl. HTML-Programmierung bzw. Webdesign) und einen inhaltlichen Überblick zum Thema Holocaust. Da sie die ExpertInnen sind, die für sich und andere einen Zugang zu den auf den ersten Blick unüberschaubaren Informationen schaffen sollen, leisten sie verantwortliche »Pionierarbeit«.

Am Ende steht ein Produkt, das die SchülerInnen selber erstellen können oder das von der FAS aus deren Angaben zusammengestellt wird – eine Web-Seite mit den Suchergebnissen, Empfehlungen und Kommentaren der SchülerInnen. Die FAS veröffentlicht das Ergebnis gerne oder stellt   Links zu Ihren Seiten her (diese Seite ist übrigens auch ein guter Startplatz für Ihre Erkundungen des Internets!)

Mit Hilfe herkömmlicher Suchmaschinen (Medienkompetenz: Recherche im Internet) sollen die SchülerInnen Websites zum Thema Holocaust und zu einzelnen thematischen Aspekten und Suchbegriffen [z.B. Täter (Perpetrators), Opfer (Victims), Zuschauer (Bystanders), Retter (Rescuers) etc.] ausfindig machen und selber bewerten, katalogisieren und kategorisieren, um so eine »Guided Tour through the Internet« - etwa in Form einer Homepage (Produkt) mit entsprechenden links vorzubereiten, die von anderen SchülerInnen als Start für eine Unterrichtseinheit genutzt werden kann.

Die SchülerInnen müssen darin einerseits Informationen sammeln und anderseits Kategorien zu deren Bewertung hinsichtlich von Relevanz und Authentizität entwickeln. Das wird nicht aus sich heraus oder allein aus den Informationen, die das WWW bietet, gehen. »Informationen«, die von »Revisionisten«, also Holocaust-Leugnern im Internet angeboten werden, werden von den Suchmaschinen in der Regel auch ausgeworfen, so dass die Auseinandersetzung auch damit unweigerlich ansteht. Allerdings unterscheidet sich der Umgang mit den im WWW präsentierten Lügen der »Revisionisten« nicht wesentlich von der mit den in gedruckter Form umlaufenden Darstellungen – sie sind im Internet nur leichter zugänglich, da der im Internet hochgehaltene »freedom of speech« es den Holocaust-Leugnern ermöglicht, in Deutschland bestehende Verbote hinsichtlich ihrer Druckerzeugnisse zu umgehen. Allerdings sollten wir uns auch nicht täuschen: manche SchülerInnen haben bereits ohne das Internet Zugang zu derlei Darstellungen gefunden.

Die Zuverlässigkeit oder Unzuverlässigkeit von Informationen wird sich jedoch kaum aus dem Netz heraus hinlänglich erschließen lassen.

Was aber hilft dabei, die Informationen etwa des US Holocaust Memorial Museums als vertrauenswürdiger als die eines »revisionistischen« Anbieters zu erkennen, denn theoretisch können beide lügen?

Die in der pädagogischen Diskussion bereits vorgestellten Leitfragen helfen uns bei der Frage nach der Authentizität, Plausibilität und Zuverlässigkeit von Informationen im Internet häufig nicht wirklich weiter. Louis Perrochon etwa hat einige Gebote aufgestellt und Fragen formuliert, die auf die Zuverlässigkeit oder Unzuverlässigkeit von Informationen aus dem Internet zielen: »Glaube nicht alles, was Du liest! Mit dem Computer lässt sich genauso gut erfinden wie mit Papier und Bleistift«, heißt es da zum Beispiel. Die SchülerInnen werden aufgefordert, herauszufinden, wer »die Autorin, der Verantwortliche oder die Herstellerin der Information« sei und woher deren Kompetenz, »über das Thema zu sprechen«, komme – etwas, was sich in der Regel aus dem Netz allein jedoch nicht erfahren lässt.

Die dort ebenfalls aufgeworfene Frage »Wurde diese Information durch jemanden bewertet, bevor sie verfügbar wurde?« ist relativ sinnlos, wenn wir keine Aussage über die Kompetenz der die Inhalte möglicherweise bewertenden Instanz verfügen.

Interessant erscheint die Frage nach dem Informations»lieferanten« und dessen möglichen speziellen »Interesse[s] an einer spezifischen Haltung?«, wobei uns hier missverständliche Gleichsetzungen begegnen können, die unter Rechtsextremisten populär sind (sinngemäß: »Wir sind die Lobbyisten der unterdrückten Wahrheit, die Holocaust-Gedenkstätten die der Juden«). Da Rechtsextremisten ihre finanziellen Quellen selten offen legen und einige Mimikry betreiben, um Vertrauen zu erwecken, ist die Frage nach der Finanzierung des »angebotenen Dienst[es]« ebenso wenig ergiebig wie die nach dem Alter der Informationen. Wo liegen Halbwertzeiten von Informationen im Internet? Wann ist eine Information eher verlässlich - wenn sie alt oder wenn sie jung ist? Revisionisten beherrschen beides: »neue Informationen« zu schaffen oder durch fragwürdige Rückverweise eine vorgebliche Belegstruktur zu schaffen, die weit zurück liegt.

Diese Fragen werden dem Internet kaum gerecht, in dem jeder seine Position so darlegen kann, dass sie auf den ersten Blick überzeugend daherkommt. Mit wenig Aufwand lässt sich ein professionelles oder semi-professionelles Outfit realisieren, das den Eindruck von Seriosität und Professionalität erzeugt.

Die Arbeit, die vor uns liegt, wenn wir Informationen aus dem WWW überprüfen, unterscheidet sich kaum von der Überprüfung anders gewonnener Informationen. Die Datenflut ist größer, ungebremster, aber gefragt bleiben die gleichen Kompetenzen wie im Umgang mit gedruckten Informationen (auch ein »revisionistisches« Buch kann ganz vertrauenswürdig daherkommen…).

Literaturhinweis: Perrochon, L. (1996): School goes Internet. Das Buch für mutige Lehrerinnen und Lehrer, Heidelberg, 68ff. Den Hinweis auf diesen Band verdanke ich dem Berliner Erziehungswissenschaftler Klaus Peter Horn

 

Konkretisierung für den Unterricht

Dieses Projekt bietet sich an in Ergänzung zum Geschichtsunterricht über die Geschichte des Holocaust; da das WWW insgesamt stark durch englischsprachige Inhalte geprägt ist, wäre ein fächerübergreifendes Projekt zwischen Geschichte und Englisch sicherlich sinnvoll.

Zuerst müsste geklärt werden, nach welchen Schlüsselbegriffen die SchülerInnen suchen sollen. Um Ihnen eine Vorstellung von der Häufigkeit der Suchbegriffe »Holocaust« und »Auschwitz« zu geben: die bekanntesten Suchmaschinen im WWW nennen folgende »Trefferzahlen« (Stand: März 1999):

Suchmaschine

Internetadresse

»Holocaust«

»Auschwitz«

Altavista (E)

http://www.altavista.com

287.305

35.680

Excite (E)

http://www.excite.com

37.518

8.108

Fireball (E)

http://www.fireball.de

12.818

7.558

Hotbot (E)

http://www.hotbot.com

ungezählt

ungezählt

Lycos (D)

http://www.lycos.de

ungezählt

ungezählt

Yahoo (E)

http://www.yahoo.com

291

14

Eine Auswahl fällt schwer, eine Eingrenzung durch weitere Suchbegriffe scheint nötig [z.B.: Holocaust + Education oder Auschwitz + Erziehung], und tatsächlich liefern bereits die ersten Suchanfragen oft auch Verweise auf Seiten von Holocaust-Leugnern.

Meta-Suchmaschinen durchforsten gleich mehrere andere Suchmaschinen für Sie, etwa der deutschsprachige Service MetaGer oder der englischsprachige Metacrawler.

Wenn die SchülerInnen Suchbegriffe und mögliche Kombinationen herausgesucht haben, zu denen sie mehr erfahren möchten, sollten sie die Begriffe nicht nur in deutscher, sondern auch in englischer Sprache parat haben.

Die Arbeit mit einer Suchmaschine ist eigentlich recht einfach. Einmal angewählt, lassen sich durch verschiedene Suchoptionen, die sich je nach Anbieter unterscheiden, Eingrenzungen hinsichtlich etwa der Sprache der gesuchten Seiten vornehmen; einige Suchmaschinen suchen auch nur im deutschsprachigen Web.

Die Ergebnisse werden dann nach kurzer Zeit – oft mit kurzen Charakterisierungen oder den ersten Worten, die sich auf der Seite finden, auf die mit Links verwiesen wird – in einer Web-Seite ausgeworfen, die zumeist zugleich auf weitere Ergebnisseiten verweist.

Die Links lassen sich mit der Maus anklicken, und schon gelangen Sie auf die entsprechenden Seiten.

Das Suchen der relevanten Seiten ist eine Aufgabe, die sich gut in Gruppen – etwa mit verschiedenen Themenschwerpunkten und Stichwörtern – realisieren lässt. Dabei wird es, wenn Sie per Suchmaschine suchen lassen, immer wieder auch zu Dopplungen kommen. Wenn Sie mit einer der bereits vorgeordneten Seiten wie Dickersons Website beginnen, können Sie die dort immer noch zahlreichen Seiten von den Gruppen be- und durchsuchen, kategorisieren und bewerten lassen.

Das alles macht eigentlich nur als Teilprojekt zum Thema Holocaust Sinn; wenn eine Gruppe das Webangebot gesichtet und bewertet hat, können dann künftig andere leichter in einer frühen Phase der Beschäftigung mit dem Thema im Internet gezielt recherchieren.

Ein Problem bei der Einbeziehung des Internets in den Unterricht zum Thema ist die Vielfalt und Unübersichtlichkeit der bereitgehaltenen Informationen; ein weiteres ist für deutsche SchülerInnen im Unterricht der gesellschaftlichen Fächer die nötige englische Sprachkompetenz. Dennoch lohnt es sich, den Versuch zu wagen, im fächerübergreifenden Unterricht die Auseinandersetzung durch dieses Medium zu vertiefen und etwa die Darstellung des Holocaust in verschiedenen Ländern und Webangeboten zu vergleichen.

 

Projektverlauf mit Suchmaschinen (8-10 Stunden)

 

Projektverlauf mit geeigneten Startseiten (6-8 Stunden)