Die andere Seite: Tätergeschichte

 

Wilhelm Koppe (* 15.6.1896 Hildesheim), von dem Fritz Sarne berichtete, begann seine »SS-Karriere« in Harburg.

Wilhelm Koppe hatte in seinen verschieden Funktionen innerhalb der SS im besetzten Polen Anteil an der Ermordung der dort lebenden Juden. Von 1939 an, nach dem Einmarsch in Polen, war er im sogenannten »Warthegau« (einem dem Deutschen Reich einverleibte Teil Polens) aktiv - dort wurde er noch 1939 zum SS- Gruppenführer, 1941 zum Generalleutnant und 1942 zum General der Polizei ernannt. Sein Dienstsitz war Posen, sein Dienstbereich erstreckte sich aber auch auf das Getto Lodz und das Vernichtungslager Chelmno, die in seinen »Aufgabenbereich« fielen. Er war der höchste Verantwortliche der Polizei und SS im »Warthegau«. In einem Schreiben vom 12. November 1939 nannte er die Zahl von 100.000 aus seinem Dienstbereich zu deportierenden Juden.

1945 tauchte Koppe unter und nahm den Geburtsnamen seiner Frau - Lohmann - an. Unter diesem Namen lebte er unerkannt bis Ende der fünfziger Jahre. Da er in Harburg bereits als Kaffee- und Schokoladengroßhändler Erfahrungen gesammelt hatte, knüpfte er beruflich daran an und wurde Geschäftsführer einer großen Schokoladenfabrik in Bonn. 1960 wurde er verhaftet, am 19. April 1962 jedoch wieder gegen Zahlung einer Kaution von DM 30.000 freigelassen. 1964 wurde gegen ihn in Bonn ein Verfahren eröffnet. Unter anderem war er wegen Beihilfe zum Mord an 145.000 Menschen angeklagt. Aus »gesundheitlichen Gründen« wurde das Verfahren ausgesetzt. Im Jahre 1966 wurde schließlich die Eröffnung des Hauptverfahrens durch das Landgericht Bonn wegen Krankheit abgelehnt. 1975 ist Wilhelm Koppe verstorben.

Letztlich ging er straffrei aus.

 

Hier einige Dokumente aus seiner SS-Personalakte:

 

Gibt es heute Spuren Wilhelm Koppes in Harburg? Sollte in Harburg an Wilhelm Koppe erinnert werden? Wenn ja: warum, wo und wie? Wenn nein: warum nicht? Vergleicht die Lebensläufe von Fritz Sarne und Wilhelm Koppe nach dem Krieg. Bezieht dabei die als Quellen angeführten oder im Web zu findenden Darstellungen und Bewertungen mit ein.

 


 

Webrecherche:

225 Dokumente, die im Zusammenhang mit Wilhelm Koppe stehen, fanden sich online auf der Website des Simon Wiesenthal Centers unter

http://motlc.wiesenthal.com/specialcol/instdoc/d06c01/. Basisinformationen ließen sich unter http://motlc.wiesenthal.com/pages/t040/t04069.html finden. 

Etwas ausführlicher wurde es unter http://motlc.wiesenthal.com/text/x13/xm1325.html. Leider sind diese Links offenbar nicht mehr aktuell.

Das Washingtoner US Holocaust Memorial Museum hält auf seiner Website unter http://www.ushmm.org/ unter anderem einführende Texte und Karten bereit.

 

Am 14 Dezember 1945 fand Wilhelm Koppe Erwähnung während des Internationalen Kriegsverbrecherprozesses in Nürnberg:

Jost Nolte schrieb in einer Besprechung einer neuen Hitler-Biographie des Historikers Kershaw in der Berliner Morgenpost vom 3. September 2000:

In einem Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin »Der Spiegel« kam Kershaw selber noch einmal auf Koppe zurück:

 


 

Quellen: