undatierter Brief (vermutlich vom Oktober 1941)
- [Ohne Datum, vermutlich Oktober 1941, von ihrer Mutter
am 30. 10 941 beantwortet]
Meine Lieben!
Euren Brief mit großer Freude erhalten. Ich machte mir schon große Sorgen,
da ich lange nichts hörte.
Eure Auffassung in Bezug auf die Kinder ist nicht die richtige. Gebt die
Bedenken auf.
Eure Ernte ist ja herrlich. Ich wollte, ich könnte bei Euch einmachen, aber
auch essen helfen.
Hoffentlich bekommt Ihr bald das Geld von August. Wenn Ihr große Ausgaben
habt, schreibt mir den Betrag. Ich ersetze ihn, da ich ja das Sorgerecht
habe und für die Kinder zusteuern kann.
Freue mich, dass Ihr Skat spielt, also gottseidank immer noch die Alten.
Euer Skatbruder darf auch mal Grüße unter- schreiben.
Was ihr in meiner Sache unternommen, gebt mir bitte mal genauer bekannt,
warum einige Monate warten?
Ist Ingrid nicht in die Schule gekommen?
Was macht Reni?
Es freut mich, dass Ihr alle gesund seid, auch Geschwister.
Warum macht Dr. Gerson nichts für mich schon wegen der
Kinder?
Ich bitte Mutti um einen Bericht von den Kindern, aber bitte extra
beilegen, so dass ich von Euch beiden höre.
Den Zettel schickt doch ruhig an die [jüdische] Gemeinde. Das tun die
meisten Mädel. Die schicken mir schon. Hoffentlich habt Ihr alles
begriffen, hauptsächlich wenn Ihr Geld braucht, so schreibt es mir.
Seid 1OOOmal geküsst von Eurer Irma