Brief vom März 1941
- März 1941 Lieber Papa, Mutti und Anhang!
Mit großer Freude Euren Brief vom 8.3. erhalten.
Ich war schon sehr in Sorge, daß ihr mich im Februar vergessen habt.
Hoffentlich macht ihr das nicht noch mal.
Wer ist Siegmann?
Liebe Mutti, ich habe mich riesig zu Deinen lieben Zeilen gefreut. Ja, die
Ingrid hab ich mir auch so vorgestellt. Sie wird ein Mensch, der sich
bestimmt im Leben behauptet.
Rollschuhlaufen ist wohl große Mode. Auch hier sehe
ich bei der Arbeit oft die Kinder rollen.
Lieber Papa, denkst Du auch so viel an mich mit Mutti? Jeden Abend sind
meine letzten Gedanken die Bitte, bald bei Euch zu sein.
Ich kann meine Sehnsucht nach Euch nicht in Worte fassen.
Wenn Mutti im nächsten Brief nicht mitschreiben will, so füllst Du den
Platz mit aus.
Lieber Papa, habe den Brief ganz erhalten.
Jetzt beginnt Ihr sicher den Garten zu bearbeiten. Mutti schreibt, die Tage
schwinden so schnell, sie kann nicht alles schaffen. Nun Muttel, lass mich
nur erst bei Euch sein, dann dürfen Deine Hände ruhen, dann wirst Du
staunen, was Deine Irma schaffen wird. Hoffentlich ist das recht bald.
Ihr schreibt gar nichts mehr von auswandern ?
Ich wünsche mir selbst so sehnlichst, ganz wieder bei Euch zu sein.
Nun seid innigst gegrüßt und geküsst, auch meine Rollschuhläuferin, von
Eurer Irma Mutti.
Erklärungen:
Der Hinweis auf das Rollschuhlaufen
weist darauf hin, dass die Mutter im Außendienst beschäftigt wurde.
- "Ab 1941 begann die SS,
Häftlinge an die umliegenden mecklenburgischen Güter als Landarbeiterinnen
zu vermieten. Häftlinge wurden ausgeliehen an Gärtnereien, zum
Straßenbau; nach und nach wurden KZler
ein Faktor in der deutschen Kriegsindustrie." [M.
Buber-Neumann: Als Gefangene bei Stalin und Hitler, Stuttgart 1985, S. 226]
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